Agnes Jennewein im Interview
Agnes Jennewein ist Tänzerin und Choreografin und unterrichtet Tango Argentino. siehe: http://www.agnes-jennewein.at/ Wann bist du zum ersten Mal dem Tango
begegnet?
Die Musik von Piazolla war für mich die Tür zum
Tango. 1989 tanzte ich ein klassisches Stück zur Musik von Piazolla.
Wo hast du zum ersten Mal echte argentinische Tänzer gesehen? In Buenos Aires im Jahr 2000. Ich machte eine Reise
nach Argentinien und blieb beim Tango hängen. Die Stadt und die Menschen haben
mich von Anfang an fasziniert. Freunde nahmen mich mit auf eine Praktika. Dort
sah ich zum ersten Mal Tangopaare tanzen. Es war Liebe auf den ersten
Blick.
Was macht das Tangotanzen in deinen Augen so einzigartig? Ich wollte aus dem engen Trainingskorsett des
klassischen Balletts ausbrechen. Tango schien mir dafür bestens geignet. Also
folgte ich diesem Traum. Ballett funkioniert über vorgegebene Schritte. Im
Tango dagegen hab ich die Möglichkeit alles ständig zu verändern. Mir als
Tänzerin liegt es besonders am Herzen, mich beim Tanzen frei zu
fühlen.
Wie gehen Frauen heute an den Tango heran, wenn sie damit anfangen? Die Rolle der Frau hat sich im Tanz gewandelt. Für
mich hat die Frau eine eigene Energie. Es führt natürlich weiterhin der Mann
und die Frau folgt, aber die Frau hat mehr Freiheit in Dialog zu treten, es ist
eine andere Begegnung als früher.
Du unterrichtest in der Regel alleine. Möchtest du das verändern? Ich unterrichte und tanze gern mit verschiedenen
Partnern, was interessant ist, um neue Impulse zu bekommen oder um gemeinsam
etwas neues zu entwickeln. Aber es geht auch sehr gut allein, da ich die
Männerrolle auch gut vermitteln kann und es ist eine große
Herausforderung.
Was möchtest du deinen Schülern weiter
geben?
Die Schüler sollen ein Werkzeug an die Hand
bekommen, mit dem sie weiter arbeiten können. Sie sollen schaffen sich frei zu
fühlen, dennoch muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen.
Wie sehen deine Zukunftpläne aus?
Ich werde natürlich weiter tanzen und unterrichten,
denn es ist meine Leidenschaft. Außerdem freue ich mich darauf neue
Unterrichtskonzepte und Choreographien zu entwicken.
Du arbeitest ja auch als Choreographin. Wie
entwickelst du Choreographien wie z.B. Broken Wings and Tango, oder Milonga
Triste von Hugo Diaz?
Ich arbeite mit Bildern. Am Anfang ist alles sehr
chaotisch. Wichtig ist die Musik zu verstehen, dann kann ich die Bilder und
Ideen in eine Reihenfolge bringen.Wichtig ist auch gute Akzente zu
setzten.
Welchen Stellenwert nimmt der Tango in deinem Leben
ein?
Tango bereichert und verändert mein Leben. Durch
Tango bin ich viel offener und weiter in meiner inneren Haltung geworden.
Und ich bin sehr dankbar für all die Begegnungen mit anderen Menschen, die mir der Tango ermöglicht hat und es immer wieder tut. Hast Du eine Veränderung bzw. Entwicklung im Laufe der Jahre in der Tangoszene hier in Wien beobachten können? Wenn ja, welche? (und wie stehst du dazu) In den vergangenen zehn Jahren ist die Tangoszene in
Wien sehr gewachen, sind viele Milongas entstanden die auch viele Ausländer
anziehen. Trotz Gemeinsamkeiten hat jede Milonga seinen eigenen Charakter. Auf
diese Vielfalt und Atmosphäre sollte man achten. Das wichtigste für mich in einer Milonga ist eine
besondere Energie, die man einfach fühlen muss, das kann man nicht
beschreiben. Wien hat gute Lehrer aus verschiedenen
Stilrichtungen, für Salon und Nuevo, auch ein gutes Angebot von Gastlehrern. Die
Bereitschaft immer etwas Neues zu lernen ist immer mehr verbreitet. Ich glaube
die wichtigste Ressource für ein Tangoprojekt ist die eigene Motivation. Dieser
Idee müssen wir hier in Wien näher kommen.
Was wünscht du Dir
in Zukunft von bzw. für der/die Wiener Tangoszene. Wenn du einen Wunsch
diesbezüglich frei hättest, weil dich die „Tangofee“ besucht, wie würde dieser
Wunsch lauten? Oder geht sich das mit einem Wunsch nicht aus?...
Von einer Tangofee wünsche ich mir eine nicht so
sporadische sondern dauerhafte Zusammenarbeit mit den Medien, um mehr junge
Leute für den Tango zu begeistern.SaTho-Tango Wien
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